Ein Leben für den Jazz
Marianne Wöhrle-Brauns Idee, Benefizkonzerte zu veranstalten, ist in diesem Jahr 25 Jahre alt geworden. Zum Jubiläum gab es nicht nur eine Jazznacht, sondern ein mehrtägiges Festival.
George Gruntz. Michael Gibbs. Tutu Puoane. Marianne Wöhrle-Braun hat schon so manche Jazzgröße nach Schwerin geholt. Ihre Jazznacht ist weit über MV hinaus bekannt. Was viele nicht wissen: Die Idee entstand, als – so sagt ihr Laudator – „das Schöne und Schreckliche Hand in Hand durch ihr Leben gingen“. Für ihr Engagement hat das Land ihr nun den Kulturförderpreis 2022 verliehen.
Die Liebe zum Jazz ist für Marianne Wöhrle-Braun eng mit ihrer Jugendliebe verbunden. In den 1970ern verliert sie ihr Herz an Mann und Musik. Damals noch im Süden von Deutschland. Er, ein begeisterter Jazzmusiker, entführt sie in eine Welt, die eine musikalische Leidenschaft in ihr weckt. Sie bereist mit ihm europäische Jazzfestivals, lernt Musiker kennen. Taucht ein in ein musikalisches Universum. Bis das Schicksal eine unheilbare Krankheit in das Leben der jungen Familie trägt.
Der gemeinsame Kampf gegen die Myasthenie habe ungeahnte Energie freigesetzt, lässt beide eine Selbsthilfegruppe gründen: die Deutsche Myasthenie Gesellschaft e.V. Wer Marianne Wöhrle-Braun kennt, der wisse: „Da kommt immer noch etwas mehr an Kampfgeist hinterher“, erzählt Laudator Dr. Nico Janke bei der Preisverleihung.
Auf eigene Faust in Schwerin losgelegt
Marianne Wöhrle-Braun überlegt, wie sie auf die seltene Autoimmunerkrankung aufmerksam machen kann. „Da ist mir die Idee mit den Benefizkonzerten gekommen.“ Und so ruft sie 1997, damals noch in Karlsruhe, eine Konzertreihe ins Leben, aus der später die Schweriner Jazznacht wird. Der Idee dahinter: Business und Jazz für einen guten Zweck zusammenzubringen.
2007 ziehen Leben und Liebe Marianne Wöhrle-Braun nach Schwerin. Der Jazz kommt mit, die erste Jazznacht 2009 in die Stadt. „Sie haben das auf eigene Faust gemacht und sind damit auch ein beeindruckendes Beispiel für zivilgesellschaftliches Engagement“, sagt Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in ihrer Rede zum Festakt.
60.000 Euro für den guten Zweck
Die Idee, mit Kultur Gutes zu tun, kommt auch im hohen Norden an; findet schnell Sponsoren und Förderer. Gage – die nehme Marianne Wöhrle-Braun für ihre Arbeit nicht, sagt Nico Janke. „Es trägt sie die Liebe zum Jazz und der unbändige Wille, musikalische Höhepunkte für uns zu schaffen.“ Ihrem Prinzip „Jazz meets business in benefit“ ist sie dabei stets treu geblieben. Seit Beginn der Schweriner Jazznacht seien so mehr als 60.000 Euro zusammengekommen. Für soziale Einrichtungen in MV, die benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützen. Und für die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler.
Sie für den Kulturförderpreis vorzuschlagen, war die Idee von Matthias Strauch, einem befreundeten Musiker. Verraten habe er ihr das erst vor wenigen Wochen. „Ich war geflasht.“ Ein paar Tage später rief Kulturministerin Bettina Martin bei ihr an.
Großes Engagement und Leidenschaft – das allein stelle noch kein Konzert auf die Beine und reiche auch nicht für einen Preis, findet Marianne Wöhrle-Braun. „Man braucht auch Menschen, die einen unterstützen.“ Zu Hause, in Familie. Und in den Reihen von Sponsoren und freiwilligen Helfern. „Ich danke deshalb allen, die im Hintergrund immer da sind.“